Familie Bentele aus Tettnang

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Rotbackige Verführung

Wer mehr über Äpfel wissen möchte, kann leicht bei Adam und Eva anfangen – dem wohl bekanntesten Mythos, der sich um die verlockende Frucht dreht. Es genügt aber auch ein Blick nach Tettnang, zu Peter und Johannes Bentele, die sich bestens mit diesen Boten der Verführung auskennen. Vater und Sohn gehören zu den überzeugten Demeter-Bauern, die in Deutschland Äpfel kultivieren. Gemeinsam bestellen sie in Wellmutsweiler, einer kleinen Ortschaft im Argental nicht weit vom Bodensee, Plantagen mit Sorten wie Topaz, Jonagold, Idared und Boskoop.

Direkt am Hof reihen sich die drallen, ab Spätsommer schwer beladenen Stämme in langen Fluchten aneinander. Ihre Zweige und Blätter wachsen so dicht in nur zwei Richtungen, dass sie Wänden gleichen. Die Bäume sind rund drei Meter hoch und strecken sich in die Breite, bleiben dabei aber so schlank, dass sich zwischen ihnen Gänge auftun. Hier fahren die Landwirte mit ihren Maschinen, um Pflanze und Boden zu pflegen. Darüber spannen sich feinmaschige Netze, die die Früchte vor Hagel und zu starker Sonneneinstrahlung schützen. Auf den ersten Blick zeigt sich kein Unterschied zu den Pflanzungen der konventionell arbeitenden Nachbarn.

Unbelasteter Genuss

Doch die GbR der Benteles gehört seit 1984 dem Demeter-Verband an. Damals hat Peter sich entschlossen, biologisch-dynamisch zu wirtschaften: so dicht wie möglich an der Natur. "Es waren verschiedene Faktoren, die mich zum Umstellen bewegten", erinnert er sich. Als er nach einem Betriebsunfall für sechs Wochen im Bett bleiben musste, machte er sich erstmals intensiv Gedanken über die Möglichkeiten des alternativen Landbaus. Die Saat war gelegt und ging schnell auf: Peter besuchte Vorträge, las Fachpublikationen, besuchte Öko-Betriebe und war bald überzeugt.

 

Nicht nur möchte er "unbelastete Lebensmittel herstellen". Durch den Verzicht auf chemisch-synthetische Spritz- und Düngemittel will er auch "das Grundwasser und den Boden schonen". Mit dem Wissen, dass die Familie seit 200 Jahren diese Hofstelle bewirtschaftet, erscheint seine Entscheidung beinahe zwingend. So werden auch Peters Nachfahren gesunde Grundlagen zum Leben und Arbeiten vorfinden. 2005 ebnete er gemeinsam mit Ehefrau Monika den Weg für den Betriebsbeitritt ihres Sohnes Johannes: Sie gründeten zu dritt eine GbR. Womit sich für Johannes ein Traum erfüllte: "Ich wollte schon immer daheim mit einsteigen."

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Der Junior hat von seinem Gartenbau-Studium einiges an Ideen und Neuerungen mitgebracht, würde aber nie an der Öko-Ausrichtung des Betriebes rütteln. "Ich mag mir nicht vorstellen, je Antibiotika oder Herbizide zu spritzen!" So bewahren Vater und Sohn einerseits das Erbe, denn der Hof ist seit je her ein Obst- und Hopfenbetrieb, öffnen aber zugleich dem Fortschritt die Türen. Schließlich gibt es den Bio-Obstbau erst seit Mitte der 1970er-Jahre in der Bodensee-Region. Die beiden können heute zwar auf Erfahrung und vorhandenes Wissen zugreifen, doch oft müssen sie noch selbst experimentieren und eigene Wege austasten.

 

Das liegt daran, dass Äpfel eine Dauerkultur sind: Sie entziehen dem Boden über Jahre hinweg die gleichen Nährstoffe. Schädlinge und Krankheiten können sich leichter ausbreiten. Die große Herausforderung für den Apfel-Anbau besteht deshalb darin, die Pflanzen und die Erde, in der sie wachsen, so zu hegen, dass die Bäume kräftig gedeihen und konstant gute Erträge bringen. "Man muss den Boden beständig aufbauen und verbessern", weiß Peter. Die Arbeit mit Kompost gefalle ihm da besonders: Sie vermehrt die Humusversorgung und die Fruchtbarkeit der Böden, verbessert die Struktur des Erdreichs und ermöglicht, dass mehr Wasser gespeichert wird.

Heiße Phase ab August

Wenn alles gut läuft, beginnt ab Ende August die Ernte – die wohl arbeitsintensivste Phase im Apfel-Jahr. Ein Teil der Äpfel geht direkt an den Handel und weiter verarbeitende Betriebe, die daraus Saft oder Apfelmus herstellen. Der große Rest kommt ins Lager, wo die Früchte den Winter verbringen. Das bedeutet, dass die Arbeit selbst in der kalten Jahreszeit nicht ruht, denn dann laufen das Sortieren und der Verkauf auf Hochtouren und auch der Baumschnitt geht weiter.

Peter selbst hält Vorträge über seine Arbeit und engagiert sich ehrenamtlich unter anderem als Vorsitzender von Ökobo (Erzeugergemeinschaft Ökologisches Bodenseeobst). Neugierige können sich den Hof auch einmal selbst ansehen: „Im Sommer kommen alle 14 Tage Gruppen vorbei und schauen sich den Betrieb an”, berichtet Peter. 

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Folge 10

Apfelhof Bentele - Äpfel

Dauer: 5:06 Min.