Familie Huber aus Geltendorf

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Verführt von Nicola, Augusta und Marabel

Martin Huber hat sich voll und ganz den kleinen runden Schönheiten verschrieben. Seine Augen leuchten, wenn er von ihnen spricht. Bei Linda allerdings wird er ein wenig eifersüchtig. "Nicola ist viel älter", verteidigt der Landwirt seine persönliche Favoritin. Robust sei sie und zuverlässig sowie von schöner Qualität. Das Markante an ihr: die feine, leicht raue Schale, ihre länglich mittelgroße Form, das gelbe, feste Fleisch und der gute Geschmack. Seit Mitte der 1980er-Jahre schon baut Martin Huber diese Kartoffelsorte an und ist rundum zufrieden mit ihr.

Über Lindas Rettung freut er sich natürlich trotzdem. Als sie 2004 vom Markt genommen wurde, ging ein Aufschrei durch das Land und überall forderten Bauern und Genießer: "Rettet Linda!" Damit lenkten sie die Aufmerksamkeit auch auf ein Problem, das Kartoffelkenner Martin Huber am Herzen liegt: Am Markt gibt es nur wenige Sorten, die ohne chemisch-synthetische Pflanzenbehandlungs- und Düngemittel auskommen. "Dabei werden Schäden an Pflanze, Mensch und Tier in Kauf genommen. Das kann nicht die Zukunft sein."

Deshalb erforscht er Kartoffeln und hilft, neue Sorten zu entwickeln. Der Experimentierfreudige hat sich auf den Öko-Landbau spezialisiert; zum einen weil er umweltschonend arbeiten will, zum anderen weil die Erfahrung zeigt, "dass Kartoffeln aus ökologischem Anbau in der Regel gesünder sind als die aus konventionellem Anbau".

Auf starke Pflanzen kommt es an

Außer den Kartoffeln baut der Landwirt noch Getreide und Kleegras an, wobei die Kulturen turnusmäßig wechseln. Das Kleegras wiederum, ein Gemenge aus Klee und Gras, spielt in der Fruchtfolge auf dem eigenen Land eine wichtige Rolle: Auf natürlichem Weg bringt es Stickstoff und Humus in den Boden und fördert das wichtige Bodenleben. Der Aufwuchs wird in einer Biogasanlage zur Energieerzeugung genutzt, und der Rest kommt als wertvoller Dünger wieder auf die Felder zurück. Die steigende Zahl an Regenwürmern in den Feldern ist für Huber ein Beleg dafür, dass mit dieser Methode die Bodenfruchtbarkeit gefördert wird.

Den Fruchtwechsel mit Kleegras, Kartoffeln und Getreide praktiziert Martin Huber nicht nur an seinem Hof, sondern in einer übergreifenden Kooperation mit anderen Öko-Betrieben. Es profitieren beide Seiten davon: Huber kann so mehr Kartoffeln anbauen und die Partnerbetriebe können ihre Fruchtfolge auflockern. Während der Fruchtwechsel und organische Dünger wie Kompost den Boden stärken, kann der Landwirt an den Pflanzen selbst nicht allzu viel ausrichten. Direkte Einflussmöglichkeiten vor allem gegen die gefährliche Krautfäule gibt es auf biologischem Weg nur wenig. In Notfällen setzt Huber geringe Mengen Kupfer gegen die Krankheit ein.

Unkräuter werden mechanisch mit Hilfe eines großen Striegels aus der Erde gezogen und so zerstört. Was er sonst nutzt, sind vorbeugende Maßnahmen, um die Pflanzen zu stärken. Für die sensibelste Phase, das Einbringen in den Boden, hat der Kartoffelexperte ein spezielles Verfahren: "Wir lassen die Knollen vorkeimen." Die so vorbereiteten Kartoffeln wachsen dann in der Erde schneller los und damit den Krankheiten davon.

 

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Zwischen Anbau und Forschung

Ehe aus Versuchskartoffeln ein "Prototyp" hervorgeht, ist rund ein Jahrzehnt Entwicklungsarbeit nötig. Und selbst dann ist noch nicht sicher, ob die neue Sorte sich bewähren kann. Zwischen 70 und 80 Kriterien entscheiden über ihr Weiterkommen, von den Ansprüchen an Klima und Boden bis hin zur Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten. Da wo heute Wissen und Erfahrung die Forschung voranbringen, gab es früher "weit weniger Austausch". Das bedeutete damals den Anstoß für Huber, in die Forschung zu gehen: "Ich war unzufrieden mit den Gegebenheiten." Zugleich verrät er, dass er sich für "etwas vorbelastet" hält: durch den Großvater. "Schon der hat Landwirtschaft 'akademisch' betrieben."

So treffen sich bei dem Kartoffelexperten Ehrenamt und Beruf: Er engagiert sich bei Bioland als Vorsitzender im Bundesfachausschuss "Kartoffelbau", ebenso in diversen Arbeitskreisen und Projekten – immer in Sachen Kartoffel. Sogar auf seiner Internetseite betreibt er Lobbyarbeit für die geliebten Knollen und fordert "mehr Forschungsmittel für den ökologischen Landbau".

Unterstützung am Hof kommt bei so viel zusätzlichem Einsatz von einer treuen und gut eingespielten Mannschaft. Dazu gehören Martins Lebensgefährtin Ellen Klepper und die fünf festen Mitarbeiter Christoph Ehrhardt, Gerhard Buck, Thomas Spitzer, Stefan Huber und Kheder Chichi sowie öfter Lehrlinge und Praktikanten. Wenn alles gut läuft, bleibt Huber stets auch etwas Zeit für seine Hobbys: Trekking, Skifahren, Tourengehen und Fotografie.

Garantiert ökologisch erzeugte Produkte

Wie jeder ökologisch wirtschaftende Betrieb wird auch unser Bioland-Hof mindestens einmal jährlich auf die Einhaltung der EG-Öko-Verordnung und zusätzlich der Bioland-Verbandsrichtlinien überprüft. Diese Kontrollen führt eine unabhängige, staatlich zugelassene Kontrollstelle durch, bei der unser Betrieb unter der Kontrollnummer D-BY-006-40044-ABD geführt wird.

Unsere Produkte

Bio-Kartoffeln und Bio-Getreide "mit Gesicht" für das VonHier-Sortiment

Nicola, Jelly, Markies und viele andere – Martin Huber und seine Mannschaft bauen verschiedene Sorten Kartoffeln an und beteiligen sich an Forschungsprojekten dazu. Bei ihnen wachsen festkochende, vorwiegend festkochende und mehlig kochende Kartoffeln vom zeitlichen Ablauf her so heran, dass Handel und Kunden über das ganze Jahr beliefert werden können.

Hauptabnehmer der Bio-Kartoffeln ist die Feneberg Lebensmittel GmbH in Kempten. An sie liefert Martin Huber auch das Bio-Getreide. Das Unternehmen vermarktet seine Erzeugnisse "mit Gesicht" und bietet sie in den Feneberg-Filialen im Allgäu unter der regionalen Bio-Marke "VonHier" an. Außerdem setzt Martin Huber seine Kartoffeln über den Hofladen, viele Naturkostläden, Bio-Lieferdienste und einige Marktstände in der Umgebung ab.