Familie Jäckle aus Wangen

Zum Thema
Zum Thema

Hier tragen alle Kühe Hörner

Der Hof von Bernhard und Anita Jäckle liegt eingebettet in die sanfthügelige Westallgäuer Landschaft. Die ruhige Gegend von Käferhofen, einem kleinen Weiler der Stadt Wangen, prägen Waldstücke und Wiesen, kleinere Baumgruppen und Hecken sowie hier und da ein Bach. Überall gibt es Kühe, die das frische Grün und das Draußensein genießen. Auch Jäckles halten, wie die meisten der Nachbarn, traditionell Milchvieh.

Den Hof hat Bernhard Jäckle 1983 von seinen Eltern übernommen. Durch sie ist er in die Arbeit hineingewachsen, und so absolvierte er später keine Ausbildung als Landwirt, sondern erlernte einen kaufmännischen Beruf. "Dadurch habe ich mir einen scharfen Blick auf Zahlen angeeignet. Das hilft mir am Hof immer wieder."

Jäckles bewirtschaften rund 30 Hektar Fläche und halten im Schnitt 30 Milchkühe. Das Besondere an den Tieren ist, dass sie Hörner tragen. "Das war schon so, als meine Eltern den Hof noch geführt haben", erzählt der Landwirt: "Wir sehen in den Hörnern nicht nur die 'Waffen', die die Tiere zur Verteidigung brauchen, sondern wir sind überzeugt, dass sie noch andere Funktionen haben." Den Stoffwechsel nennt Jäckle als Beispiel und fasst zusammen: "Hörner gehören für uns einfach dazu."

Artgerechte Tierhaltung zum Wohl unserer Kühe

Natürlich bekommen die Rinder deshalb viel Platz, damit sie sich nicht verletzen: In der warmen Jahreszeit sind sie Tag und Nacht im Freien auf den Wiesen, den Winter verbringen sie im geräumigen Laufstall. Dabei können die Kühe beliebig aus- und eingehen. "Im Sommer erleben wir es oft, dass sie bei Hitze schon am Vormittag wieder in den kühleren Stall kommen und lieber nachts auf die Weide trotten", erzählen Jäckles. "Im Winter beobachten wir, wie sie gern im Schnee stehen und sich die weißen Flocken auf den Rücken fallen lassen."

Um ihr „Wohlfühl-Programm“ abzurunden, haben wir im Hof Bürsten angebracht, wo sie sich jederzeit das Fell schrubben können. Natürlich erhalten sie auch bestes Bio-Futter: Während der warmen Monate fressen sie das frische Gras und die Kräuter unserer Weiden, im Winter gibt es Heu und Öhmd sowie Grascops.

Zum Thema
Zum Thema

Schon lange auf dem Öko-Weg

Wie schon gesagt, ist dieser sanfte Weg für meine Familie und mich etwas Selbstverständliches. Schon seit langem stand für uns fest, dass wir unseren Hof nicht auf Leistung trimmen würden und haben ihn vielmehr tiergerecht gestaltet. Kühe sind für uns keine Milchmaschinen, entsprechend behandeln und füttern wir sie. Das gleiche gilt für unsere Flächen, auf die wir weder chemisch-synthetische Spritz- noch Düngemittel auftragen.

Statt dessen achten wir auf geschlossene Kreisläufe und führen dem Boden das an Dünger zu, was unsere Tiere als Mist und Gülle ausscheiden. Auch halten wir nicht mehr Tiere, als wir von unseren Flächen versorgen können. All diese Aspekte sind Puzzle-Steine, die sich im Laufe der Jahre zu einem Bild gefügt haben. Am Ende brauchten wir nicht mehr auf den Öko-Landbau „umstellen“, denn wir waren längst diesen Weg gegangen. Der Verbandsbeitritt bedeutete nur den letzten Schritt.

Doch unsere Liebe zur Natur schlägt sich nicht nur in der täglichen Arbeit und der Betriebsführung nieder. Wir hängen sehr an der Landschaft und ihren Besonderheiten. Deshalb pflege ich Wiesen und kleine Biotope, die schon mein Vater erhalten hat. Zwar käme es billiger und würde mir viel Zeit ersparen, wenn ich die Flächen verwalden lasse oder anderweitig nutzen würde, doch dann ginge für mich ein Stück Heimat verloren.

 

Wo Landschaftspflege Spaß macht

Die Gegend hier würde binnen weniger Jahre nicht mehr so aussehen, wenn das Engagement nicht wäre – meines und das vieler anderer Landwirte. Zum Beispiel pflege ich, wie es schon meine Eltern taten, eine rund 70 Bäume zählende Streuobstwiese, auf der die verschiedensten Obstsorten wachsen. Hier hat sich über die Jahrzehnte ein artenreiches Biotop entwickelt, das von Umweltschützern als besonders wertvoll geschätzt wird.  Als schützenswert sind auch unsere vielen Hecken eingestuft, die zahlreichen Pflanzen und Tieren ein Zuhause bieten. Nichts anderes gilt für die Biotope, die wie Farbkleckse auf unsere Flächen gesprenkelt sind: hier ein feuchter Hain mit Birken, Eschen und Weiden, dort eine Feuchtwiese, aus deren Mitte ein Weidenbaum und eine Böschung ragen. Nicht zuletzt klafft hinterm Haus, gut verborgen in einer Wildnis aus Sträuchern und Bäumen, eine zehn Meter tiefe Schlucht im Boden. Ein unscheinbares Bächlein hat hier im Lauf der Jahrhunderte einen Tobel geformt. All das pflegen und erhalten wir, ohne nach dem wirtschaftlichen Erfolg zu fragen. Denn es geht um etwas anderes: Es muss Spaß machen und gefallen. Ich lebe hier und es würde mich stören, wenn sich durch meine Nachlässigkeit oder Gleichgültigkeit das Bild der Landschaft ändern würde.

Rechenspiele und Zukunftswünsche

Auf die Zahlen schaue ich an anderer Stelle: Vor allem wenn Investitionen anstehen, kalkuliere ich hart und genau. Ein neuer Traktor sollte zum Beispiel nicht nur in der Anschaffung preiswert sein, sondern auch in den laufenden Kosten wie bei Wartung und Treibstoff. Ebenso überlege ich stets, wo sich Wege einsparen lassen und fahre (beispielsweise) nur soviel mit dem Traktor wie nötig. Auch mein Energiekonzept richtet sich an Sparsamkeit aus. So greifen wir schon seit Jahrzehnten auf das Prinzip der Wärmerückgewinnung zurück. Wir nutzen die Wärme, die beim Milchkühlen anfällt, um damit Wasser zu erhitzen, dass entweder zum Reinigen der Melkanlage oder im Wohnhaus als Warmwasser zum Einsatz kommt. Überhaupt ist unser Haus so ausgelegt, dass wir ohne Strom heizen und kochen können: Kachelofen und Heizungsherd feuern wir mit Holz aus unseren rund drei Hektar Wald. Seit 2010 gewinnen wir außerdem mit einer Photovoltaik-Anlage Strom und speisen ihn ins öffentliche Netz. Viele Neuerungen, die ich anschaffe, zielen darauf, den Hof nachhaltig und zugleich zukunftsfähig zu entwickeln. Denn es ist ein großer Traum von mir, dass ich dieses Erbe einmal ruhigen Gewissens in die Hände meiner Kinder legen kann. Ich möchte gern zeigen, dass die Landwirtschaft ein schönes Berufsfeld bietet und wie viel man als Einzelner auf bestimmten Gebieten bewegen kann. Mit Corinna, Peter und Katharina lebt bereits die fünfte Generation Jäckle am Hof und es wäre schön, wenn jemand von ihnen diese Tradition und mein Wirken fortsetzt.

Unsere Produkte

Gesunde Milch von hoher Qualität

Streuobst für Genieße

Von unserer Streuobstwiese ernten wir Äpfel, Birnen und Zwetschgen, die vor allem als Saftobst an den Handel gehen. Wir setzen überwiegend auf alte Sorten und verzichten auf den Einsatz von Spritz- und Düngemitteln, weshalb das Obst zwar optisch nicht so schön ist wie die konventionellen Früchte. Doch geschmacklich bringt es genau das, was für einen guten Saft zählt.