Wer groß träumt, kann viel erreichen. Dieses Mantra lebt der Verein Allgäu Pride e.V., der letztes Jahr die erste „Pride Week“ in der Region veranstaltete – eine Woche für Integration und Toleranz, damit sich alle, unabhängig von sexueller Orientierung und Identität, im Allgäu zu Hause fühlen.
PRIDE
ist Englisch für Stolz. Der Begriff steht im Allgemeinen für den selbstbewussten Auftritt der LGBTQIA+ Gemeinschaft in der Öffentlichkeit und wird deshalb oft als Zusatz für Veranstaltungen, Veröffentlichungen und Organisationen verwendet.
QUEER
ist der Sammelbegriff für alle, die nicht der heterosexuellen Geschlechternorm entsprechen.
LGBTQIA+
steht für Lesbian, Gay, Bi, Trans, Queer, Intersex und Asexual. Das + steht dabei inklusiv für jede nicht genannte sexuelle Orientierung und Form von Identität.
Als die Kaufbeurer Innenstadt vergangenen Herbst für die große Kundgebung im Rahmen der ersten „Allgäu Pride Week“ abgesperrt wurde, weckte dies die Neugier der Vorbeilaufenden. So entstanden viele spontane Gespräche, in denen ihnen einmal mehr klar wurde: Im Allgäu mangelt es nicht an Interesse und Toleranz für queere Themen. Doch solange diese nur im Verborgenen stattfänden, fühlen sich viele Menschen, die nicht den traditionellen Rollenbildern entsprechen, allein. Das möchte Allgäu Pride ändern. Vereinsvorstand Christian Schönmeyer spricht nicht von Diskriminierung, sondern von „gefühlter Intoleranz“ auf dem Land. „Uns geht es darum, das Thema Queerness ‚normal‘ stattfinden zu lassen“, sagen die zwei Mitglieder des Gründungsteams Christian Schönmeyer und Florian Bodendörfer. Sie wollen erreichen, dass etwa Homosexualität kein verruchtes HinterhofThema bleibt, das Getuschel nach sich zieht, sondern als Eigenschaft gesehen wird, die offen gelebt und akzeptiert wird.
GEMEINSAM WENIGER ALLEIN
Allgäu Pride e.V. wurde im Sommer 2020 gegründet. Seitdem sind daraus viele Freundschaften gewachsen. Neben regelmäßigen Stammtischen organisieren die Mitglieder Ausflüge und Wanderungen. Nach rund zwei Jahren zählt das Organisationsteam für die Veranstaltungen etwa 20 Mitglieder, unterstützt von 40 passiven Mitgliedern. Eines der großen Ziele des Vereins ist, Sichtbarkeit für die LGBTQIA+Themen zu schaffen. Die Mitglieder wollen das, was in Großstädten wie München selbstverständlich ist, aufs Land holen. Queerness soll zum Alltag werden, indem es Orte und Veranstaltungen gibt, auf denen man sich sicher fühlen und vernetzen kann. Neben queeren Menschen sollen und dürfen auch Menschen außerhalb der Community die schöne und offene Atmosphäre genießen können.
TOLERANZ LEBEN
Die „Allgäu Pride Week“ 2021, das erste Großevent des Vereins, war erfolgreicher als erwartet. „Das schönste Gefühl war die große Resonanz. Das Kino war ausgebucht, wir mussten den Stammtisch erweitern und das Festival war gut besucht“, erzählt Florian Bodendörfer. Im Vorfeld hatten sie es sich einfacher vorgestellt, doch der Berg an Organisationsarbeit – vor allem in Pandemiezeiten – war eine echte Herausforderung. Aufgrund guter Kontakte fiel die Wahl für die Veranstaltung auf die Ostallgäuer Stadt Kaufbeuren. Auch 2022 soll die „Pride Week“ wieder hier stattfinden – eine volle Veranstaltungswoche mit verschiedensten Angeboten von der Diskussionsrunde bis zum Partyabend. Jede Zielgruppe soll angesprochen werden, um so viele Berührungspunkte zu schaffen wie möglich. „Wir wollen den ‚Pride‘ erstmal in der Region etablieren, bevor wir irgendwann in andere Allgäuer Städte ziehen“, sagt Bodendörfer. „Als wir am letzten Abend als OrgaTeam auf der Bühne standen, wurde mir erst bewusst, was wir geleistet haben. Ich war stolz, aber auch etwas traurig, dass es schon vorbei war“, meint Christian Schönmeyer. Umso mehr steigt die Vorfreude auf die zweite Runde. Sodass das Allgäu Schritt für Schritt noch bunter wird.