Der Allgäuer Heimatforscher Max Förderreuther musste im Jahr 1929 noch eingestehen, dass die Spuren aus vorgeschichtlicher Zeit in den Allgäuer Alpen so gering seien, dass man sich keine Vorstellung von den ersten Siedlern im Voralpenland machen könne. Heute, keine 100 Jahre später, hat sich die Lage geän- dert. Denn mittlerweile sind neue Spuren menschlicher Tätigkeit entdeckt und erforscht worden. Wie der urzeit- liche Alltag ausgesehen hat, kann im neuen Steinzeit- dorf an der Mittelstation der Bolsterlanger Hörnerbahn seit Kurzem erlebt werden.
URZEITLICHE STÄTTE
Drei begehbare Zelte, eine Feuerstelle, ein Platz zum Leder Gerben, eine Ausgrabungsstätte und ein Steinbohrer sind die Highlights des Steinzeitdorfes. Mehrere Erlebnisstationen und Infotafeln ergänzen die auf Kinder ausgerichtete Gestaltung. Ein kleiner Abenteu- erweg führt durch das angrenzende Wäldchen, wo Knobel-Bandolinos, ein Steinzeit-Memo und ein urzeit- liches Musikinstrument finden für Abwechslung sorgen und sicher nicht nur die Kleinen begeistern
EIN PUZZLE MIT UNGEZÄHLTEN TEILEN
Letztlich ist es vielen engagierten Freizeitforschern zu verdanken, dass man mittlerweile so viele Funde und damit Informationen aus der Vorgeschichte besitzt, dass sich das Bild im Puzzle „Urgeschichte in den Alpen“ deutlicher zeigt. Was es sozusagen mit den Puzzleteilen im Steinzeitdorf auf sich hat, kann man sich bei Führungen erklären lassen. Auf der rund zweistündigen Zeitreise bleibt zwischen steinzeit- lichem Feuermachen und Steinebohren Zeit für Fragen und Geschichten.
AUF DEN SPUREN DER JÄGER
Schon bald nach der letzten Eiszeit wurde der Allgäuer und Vorarlberger Alpenraum entdeckt. Jäger waren es, die hier nicht nur gute Jagdgründe, sondern auch Kontakt zu Menschen anderer Regionen fanden. (Hobby-) Archäologen haben bislang rund 200 Fundstellen dokumentiert, die zeigen, dass die Menschen sich dort auf jahreszeitlichen Wanderungen getroffen haben. Sie machten Rast oder schlugen ihr Sommerlager in den Bergen auf und saßen gemeinsam am Feuer.
WERKZEUGE UND WAFFEN SIND ERHALTEN
Erhalten haben sich aus jener Zeit, die etwa um 9000 vor Christus liegt, hauptsächlich steinerne Werkzeuge oder Teile von Jagdwaffen, wie Kratzer und Klingen. Im Bolgental hat man besonders viel gefunden, weshalb das mittelsteinzeitliche Dorf auch genau dort, an der Mittelstation der Hörnerbahn, aufgebaut wurde – um Geschichte dort zu zeigen, wo sie stattgefunden hat.
DAS DORF IST NICHT DAS ENDE
Durch die Lage des Dorfes an der Mittelstation der Hörnerbahn kann man den Ausflug gut mit einer Wanderung verbinden. Besonders für Familien lohnt es, den Fußweg über das Sonderdorfer Kreuz zu nehmen. Wer die Gondelfahrt nicht missen möchte, kann nach der archäologischen Stippvisite zur Alpe Ornach weiterwandern, wo es sowohl Brotzeit als auch einen Streichelzoo gibt.