Auf dem Hühnerhof von Johannes und Elke Hundsnurscher in Mindelzell sorgen Hund und Gockel für Ruhe und Frieden im Stall. Was es mit diesem Konzept auf sich hat, welche Vorteile es bringt und die außergewöhnliche Geschichte ihres VonHier-Betriebs, erzählen uns die Landwirte bei einem Besuch.
Wenn man den Betrieb von Johannes und Elke Hundsnurscher aus Mindelzell im Landkreis Günzburg betritt, bietet sich ein ungewöhnliches Bild: Inmitten einer großen Hühnerschar läuft mit gespitzten Ohren und aufmerksamem Blick ein Hund herum. Ein Hund? „Ja, wir haben einen Herdenschutzhund für unsere Hennen“, sagt Elke Hundsnurscher und lacht. „Er soll die Raubvögel auf Abstand halten – was auch gut funktioniert.“ Für die Landwirtin hat sich damit ganz nebenbei ein lang gehegter Wunsch erfüllt: „Ich wollte schon immer einen Hund“, erzählt sie. Und da es um den Schutz der Hühner geht, war ihr Mann Johannes schließlich auch einverstanden. Die Erfahrungen sind durchweg positiv: „Wir sind jeden Tag drei bis sechs Stunden im Stall, in denen der Hund bei uns ist. Die restliche Zeit lebt er komplett bei den Hühnern und passt auf sie auf“, berichtet Elke Hundsnurscher. Raubvögel oder auch Füchse trauen sich inzwischen nur noch selten an die Legehennen heran.
NEUE WEGE
Über die Familie Hundsnurscher und ihren Betrieb gibt es noch mehr Besonderheiten zu berichten. Denn der Hof mit 3.000 Legehennen ist ein richtiges Start-up-Unternehmen, geboren aus einer großen Portion Enthusiasmus, Durchhaltevermögen und Liebe zur biologischen Tierhaltung. Weder Elke noch Johannes Hundsnurscher stammen aus einer Landwirtschaft. Er ist Schlosser und sie Heilerziehungspflegerin. Den Traum von einem eigenen Hof mit artgerechter Tierhaltung träumen sie aber schon länger gemeinsam. Doch als Nicht-Landwirt einen Hof und Flächen zu finden, ist nicht einfach. Und noch dazu nebenberuflich mit kleinen Kindern einen Betrieb aufzubauen, ist ein Kraftakt.
VOLL BIOLOGISCH DURCHGESTARTET
Doch es gelang: 2018 legten die Hundsnurschers mit der ersten Herde Legehennen los. Johannes Hundsnurscher hatte zwischenzeitlich an der Abendschule das Bildungsprogramm Landwirt (BiLa) absolviert. „Davor haben wir uns viele Betriebe und verschiedene Haltungsformen angeschaut und waren drei Tage lang mit den Kindern auf einem Hof mit 9.000 Legehennen“, erinnert sich Elke Hundsnurscher. Auch über Mobilställe wurde nachgedacht, der Gedanke aber wieder verworfen. Nur eines war von Anfang an klar: „Wir wollten biologische Landwirtschaft betreiben“, sagt Johannes Hundsnurscher. „Das passt einfach zu unserer Lebensphilosophie und zu dem, was wir unseren Kindern mitgeben und beibringen wollen.“
ENTSCHEIDUNG FÜRS LEBEN
Wenn die Hundsnurschers nun – umringt von ihren vier Kindern und dem Hütehund – bei ihren Hühnern sind, den Stall reinigen, die Gesundheit der Tiere überprüfen und die frisch gelegten Eier vorsortieren, dann sind sie glücklich, ihren Lebenstraum erfüllt zu haben. „Wir sehen das nicht als Beruf, sondern als Lebensentscheidung“, sagt Johannes Hundsnurscher. Die Hühner haben nach Bioland-Richtlinien alles, was sich ein Huhn nur wünschen kann: Volieren zum Sitzen und Ruhen, Wiese zum Picken und Regenwürmer suchen, Sand zum Sandbaden sowie bestes BioFutter. Dazu kommen zahlreiche Beschützer: Denn neben dem Herdenschutzhund gehören noch mehrere Hähne zur Herde. Das sei gut für das Sozialgefüge und hätte eine ausgleichende und beruhigende Wirkung auf die Hühnerschar. „Zu einer artgerechten Haltung gehören die Gockel dazu“, weiß Elke Hundsnurscher. „In der Natur ist eine Herde schließlich auch gemischtgeschlechtlich.