Begeisterte Skifahrer gibt es vielerorts. In Fischen geht die Leidenschaft für das Skifahren aber viel tiefer. Hier findet sich das FISSkimuseum mit zahlreichen historischen Exponaten. Einige Bewohner der Allgäuer Gemeinde können die alten Holzbretter sogar noch fahren. Bewiesen haben sie das schon viermal bei einer besonderen Veranstaltung.
Georg Larsch könnte ein Lexikon der Skigeschichte schreiben. Kaum eine Zahl, die er nicht sofort im Kopf hat, kaum eine Frage, die er nicht aus dem Stand beantworten kann. Das kommt nicht von ungefähr. Früher war der Vorsitzende des Fördervereins Fischinger Heimathaus selbst ambitionierter Skifahrer. „Aber auch die Historie meines Sports hat mich immer gefesselt“, sagt der 74Jährige, dessen Leben sich durch eine Reise nach Oslo veränderte. „Dort habe ich das erste Mal ein Skimuseum gesehen“, erzählt der Allgäuer mit einem Lächeln. Direkt nach seiner Rückkehr legte er los. Er sammelte historische Exponate, suchte Unterstützer und
überzeugte den Bürgermeister. „1994 war es dann so weit und wir konnten unser FISMuseum im Kurhaus aufsperren“, sagt Larsch, der das Museum später in das Heimathaus in Fischen umzog.
ZUNÄCHST KRITISCH BEÄUGT
Der unglaubliche Wandel des Skisports begeistert Larsch bis heute. „Im Allgäu kam das Skifahren spät an“, erzählt Larsch. Während es im Schwarzwald bereits erste Skiclubs gegeben habe, beäugte man die Skipioniere Fritz Heimhuber und Max Madlener noch mehr als skeptisch. „Den beiden ist 1901 die erste Winterbesteigung des Nebelhorns gelungen“, weiß
Larsch. Auf EschenholzLatten, die mit einem Riemen an den Lederstiefeln festgebunden waren. „Die Stöcke waren damals aus Haselnussholz. Später aus Bambus“, erzählt Larsch.
In seinem Museum hat er zum Thema Heimhuber nicht nur eine eigene Vitrine mit OriginalEquipment des Skialpinisten. „Ein besonderer Schatz ist auch der erste Ski, der im Allgäu hergestellt wurde. Und zwar 1897 von Fritz Heimhuber selbst“, erzählt Larsch. Auf Basis von Bildern habe Heimhuber, selbst Fotograf, damals sein erstes Paar Ski gebaut. „Bis dahin mussten Ski noch aus dem hohen Norden importiert werden“, erklärt Larsch.
Was anfangs kritisch beäugt wurde, mauserte sich aber auch im Allgäu schnell zum Trend. „1922 hat Fischen einen Skiclub gegründet“, erzählt Larsch. „Zu dieser Zeit war es schon absolut in Mode, Ski zu fahren.“ Wobei der Sport vom heutigen Skifahren noch weit entfernt war. „Die Ski hatten zu Beginn keine Kufen. Man fuhr durch tieferen Schnee. Mit den glatten, festen Pisten von heute hatte das nichts zu tun“, weiß Larsch.
HISTORISCHE SKIRENNEN
Getestet hat er das schon mehrfach. Und damit ist er in Fischen nicht allein. Bereits vier Mal fand in der
skiverliebten Gemeinde ein historisches Skirennen am Stinesser, dem Fischinger Skigebiet, statt. Teilnahmebedingungen: Holzski ohne Kanten, historisches Skigewand und Ausstattung. Bis zu 120 Teilnehmer fanden sich in Windeseile zusammen. „Die Ski haben bei uns im Ort eben Tradition“, sagt Larsch.
Eine Tradition, die sich sehen lassen kann. Nach dem zweiten Weltkrieg titelte laut Larsch die Presse schon mit „Deutschlands schönste Skitour – die Hörnertour in Fischen“. „Die Augsburger sind damals in Scharen mit dem Zug nach Fischen gefahren, haben ihre Ski geschultert und sind zur Tour aufgebrochen“, erinnert sich Larsch aus Erzählungen.
Der Bau der ersten Lifte in der Region verstärkte die Liebe für Ski im Oberallgäu weiter und trug schon bald Früchte. Zahlreiche sportliche Größen kommen heute aus dem südlichen Landkreis. „Bis heute gibt es im FISMuseum regelmäßige Treffen mit Olympioniken wie Frank Wörndl, Karin Dedler oder Heidi Biebl“, erzählt Larsch. Für sie und viele Fischinger sind es eben nicht nur einfach Ski. Es sind Bretter, die die Welt bedeuten.