Familie Bissinger aus Kammeltal

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Der Bienenversteher

Es scheint, als haben Imker eine ganz besondere Beziehung zur Natur. Schon am Summton ihrer Bienen, können sie hören, wie es den Schwärmen geht: Sind sie zufrieden und gehen ihrem Tagwerk nach oder zeigen sie sich unruhig, weil ein Gewitter ansteht? So ein Bienenkenner achtet natürlich noch auf weit mehr als nur das Summen. Er führt genau Buch über seine Beobachtungen und verbringt viel Zeit bei seinen Schützlingen: Wie entwickeln sich die Populationen? Geht es ihnen gut? Wie viel Honig haben sie gesammelt?

Einer, der sich leidenschaftlich gern mit diesen Fragen befasst, ist Jörg Bissinger. Er hält über 100 Bienenvölker, die an verschiedenen Orten seiner Gemeinde Kammeltal im Landkreis Günzburg zum Einsatz kommen. Wenn im April die Obstblüte beginnt, stellt er die fleißigen Helfer in einigen Obstgärten auf, für die zweite Ernte kommen sie in den Wald und sammeln dort wertvollen Nektar und Pollen. Der junge Imker arbeitet hauptberuflich als Forstwirt und so kennt er die Ecken, an denen seine Bienen die beste Nahrung finden oder am meisten zur Blütenbestäubung gebraucht werden.

So entsteht Bio-Honig

"Ich wollte schon immer etwas in der Natur machen", erzählt der Bienenexperte. Durch seine Großeltern, die beide Landwirte waren, kennt er die Arbeit mit Tieren und Pflanzen gut. Zwar war es nicht sein Ziel, den großelterlichen Hof weiter zu betreiben, aber er nutzt ihn heute als "Basis-Station" für seine Imkerei. Hier stehen ein paar Bienenstöcke, in der Fachsprache Beuten genannt, und hier schleudert und lagert er den Honig. Beim Schleudern hilft ihm seine Frau Susanne, denn oft sind Handgriffe dabei, die zu zweit einfach leichter gehen.

Der Honig, den die beiden erzeugen, geht sogar als Bio-Ware in den Handel, denn Bissinger wollte nie "mit Plastikzeugs" arbeiten. Seine Bienenkästen bestehen komplett aus Holz und werden auch nicht weiter behandelt, zum Beispiel mit Lasuren zwecks Holzschutz. Auch die Rahmen im Inneren, in welche die Bienen mit ihrem Wachs die Waben bauen, setzt der Imker aus Holz zusammen. Wären chemisch-synthetische Substanzen im Spiel, würden sie sich in diesem Wachs ablagern und sich wahrscheinlich auch im Honig wiederfinden.

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Der Weg ins Glas

Nicht nur das bedenkt Bissinger: Er hat sein Imkerhandwerk bei einem Öko-Kollegen in Behlingen, seinem Heimatdorf und Wohnort, erlernt. Warum sollte er nun anders handeln? "Außerdem kaufe ich selber auch Bio-Produkte", fügt der Naturfreund mit Nachdruck hinzu. 2008 ließ er seine Imkerei von Bioland zertifizieren und richtet sich nun streng nach den Richtlinien des Verbandes. Das bedeutet zum Beispiel auch, dass er die gefährliche Varroa-Milbe nur mit organischer Säure bekämpfen darf. Um weitere Gefahren zu vermeiden, muss Bissinger zudem die Aufstellplätze seiner Bienen ganz genau auswählen.

Auf die Frage, wie ein Bienenjahr aussieht, gibt er bereitwillig Auskunft. Doch weist der Imker auch darauf hin, dass das nur ein grober Überblick sein kann, sonst gäbe es zu viel zu berichten. Seinen Abriss beginnt er mit der Haupterntezeit: "Sie geht von Ende Mai bis Mitte Juli." In dieser Zeit sammelt Bissinger die gefüllten Waben ein, legt sie vom Wachs frei und schleudert den Honig heraus. "Dabei muss ich prüfen, dass der Honig weniger als 18 Prozent Wasser enthält. Sonst kann ich ihn wegwerfen." Zu viel Wasser zerstört die Haltbarkeit. Wenn alles soweit stimmt, bekommt der Honig noch zwei Tage Ruhe, in denen die restlichen Wachspartikel und Luftblasen aufsteigen. Dann kann das geklärte, fertige Produkt für die Lagerung abgefüllt werden.

Das übrige Bienenjahr

Wenn die Haupterntezeit vorbei ist, geht es im August langsam mit dem Zufüttern los. Denn weil der Imker den Honig genommen hat, gibt er seinen Bienen nun Zucker, um ihre Lebensgrundlage vor allem für den Winter zu sichern. Jetzt brauchen sie viel Kraft, weil sie gerade neue Völker aufbauen, die dann im Frühjahr gleich durchstarten können. Nach der Einfütterung kümmert sich Bissinger vor allem um den Schutz der Völker vor Eindringlingen, außerdem stehen Reinigung und Aufräumarbeiten an, dann startet er in die Vermarktung seines Honigs.

Die Wintermonate verbringt der Behlinger Imker mit der Vorbereitung des neuen Bienenjahres. Später, wenn im März die ersten Sonnenstrahlen ihre Wärme senden, fliegen die Bienen allmählich los und holen vor allem Pollen heran, ein wichtiger Nahrungsbestandteil neben dem Zucker. Je mehr Blüten es dann gibt, desto emsiger wird das Treiben: Sammeln, Waben bauen, Bruttätigkeit. Im Mai steht für Bissinger die Hauptarbeit an: Er muss genau nach seinen Bienen schauen, ihnen Platz zum Wabenbau geben und verhindern, dass die Bienen schwärmen, um sich ein neues Zuhause zu suchen. Wenn alles gut läuft, können er und seine Frau zum Monatsende das erste Mal schleudern und den neuen Honig abfüllen.