Heinzler
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Schon mit 20 Jahren Landwirt

Mit zwölf Jahren hält er seine ersten Gänse, mit 16 finanziert er sich das Moped mit Hasen. Schon früh steht für Josef Heinzler in Großstadelhofen fest, dass er Landwirt werden will. Die Eltern beide Putenhalter, die Großeltern und auch deren Vorfahren Bauern. Von klein auf wächst Josef in den Beruf hinein. Nach einer Maurerlehre absolviert er die Ausbildung zum Geflügellandwirt. Dann beschäftigt er sich mit seiner Betriebsgründung und übernimmt mit 22 Jahren den Hof der Großeltern in Großstadelhofen, einem Stadtteil von Pfullendorf nicht weit entfernt vom Bodensee.

„Das war gar nicht so einfach, denn mein Opa betrieb damals nur noch Ackerbau“, sagt der Junior – der aber unbedingt Tiere halten will. Um seinen Traum zu verwirklichen, nimmt Josef Heinzler über eine halbe Million Euro in die Hand – und startet ein für sein damaliges Alter ungewöhnliches Projekt: Er baut mehrere, sich auf rund 3.000 Quadratmeter erstreckende Aufzuchthallen für Puten und beginnt als einer unter den 50 großen Putenhaltern in Deutschland.

Erfolgreich als Putenhalter

Für 9.000 Puten hätte er Platz, um die 6.000 hält er. „Laut Bio-Richtlinien könnte ich 1,8 Puten pro Quadratmeter Stallfläche halten. Das mache ich aber nicht. Mir ist wichtig, dass sie mehr Platz haben“, unterstreicht Heinzler. Um Stress bei seinen Tieren zu vermeiden, teilt er die Puten auf mehrere Herden auf. Diese Herden kommen in unterschiedlichen Ställen unter, so sind die Gruppen nicht zu groß. An jeden Stall schließen sich Wintergärten und Freilaufflächen an, wo die Tiere ihren natürlichen Bedürfnissen nachgehen können: Umherlaufen zum Beispiel oder Sandbaden und Gefieder putzen.

„Die Puten kommen als so genannte Eintagsküken zu mir“, erklärt der Landwirt. In den ersten fünf Wochen hält er die Tiere in geschlossenen und sensibel temperierten Ställen, denn die Anfangszeit ist die schwierigste. Immerhin ist die Pute eigentlich ein Steppentier aus Mexiko. Und auch wenn die Bodenseeregion klimatisch begünstigt liegt, so gilt für die Aufzucht und Haltung der empfindlichen Tiere höchste Umsicht.

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Was bei Bio-Puten zählt

Nach den ersten Wochen sind die Puten gesundheitlich so stabil, dass sie hinaus ins Freie dürfen. Durch die viele Bewegung, die frische Luft und das Wetter stabilisiert sich ihr Immunsystem, und sie entwickeln gute Abwehrkräfte. „Ich brauche so gut wie keine Medikamente“, sagt Heinzler. Sollte sich ein Tier doch einmal angeschlagen zeigen, habe er gute Erfahrungen mit Homöopathie gemacht. „Auch Kräuter im Futter können viel ausrichten.“ Oregano und Thymian wirken beispielweise stärkend.

„Ganz wichtig ist die Trinkwasserhygiene“, betont der Geflügelexperte. Außerdem streue er intensiv und großzügig mit Sand, um den ursprünglichen, natürlichen Lebensgegebenheiten der Puten möglichst nahe zu kommen. Mit Blick auf diese und die anderen Maßnahmen, erscheint es selbstverständlich, dass der Heinzlerhof seit 2011 zum Anbauverband Naturland gehört und nach Öko-Richtlinien arbeitet.

Zweites Standbein Bio-Gänse

Die Richtlinien beziehen sich nicht nur auf den Platz im Stall oder den Auslauf im Freien. Sie fordern auch, dass der Landwirt seine Tiere mit Bio-Futter versorgt. Vieles davon baut Josef Heinzler selbst an: Erbsen zum Beispiel und Kleegras, aber auch Ackerbohnen, Mais und Getreide. Eine regionale Futtermühle stellt ihm daraus den für seine Tiere optimalen Mix zusammen. Wie alle Öko-Bauern verzichtet er beim Anbau auf chemisch-synthetische Spritz- und Düngemittel. Auch arbeitet die Mühle streng ökologisch.

Bestes, selbst erzeugtes Futter, sorgsame Betreuung und viel Bewegung, das gilt genauso für die Gänse am Heinzler-Hof: „Die kann ich sogar schon als Küken rauslassen, wenn sie noch unbefiedert sind“, erzählt der Fachmann. Seine Erfahrung zeige, dass ihnen das gut tut. Überhaupt lebt der rührige Landwirt lieber nach seiner Erfahrung als nach überkommenem Wissen: „Ich muss als Öko-Bauer ein ganz anderes Feeling für die Natur und die Tiere bekommen.“

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Holderbaum

Holder, Hobbys und Hilfe am Hof

Ein Beispiel für seine Arbeitsweise sind auch die Holundersträucher auf einer der Puten-Freilaufflächen. Heinzler pflegt sie seit 2013. Einerseits verspricht er sich davon Schutz und Schatten für seine Tiere. Andererseits hofft er auf eine Jahr für Jahr reiche Ernte, um Saft oder Sirup herzustellen. Beide Rechnungen gehen auf: Die Puten nehmen den Unterschlupf gern in Anspruch und seit 2014 stellt der umtriebige Öko-Bauer Holunderblütensirup namens "Heinzlers Holly" her.

Unterstützung bekommt er vor allem durch seine Frau Sheila und zwei Mitarbeiter. Neben der Arbeit mit den Tieren und auf den Feldern pflegen sie gemeinsam noch eine blütenreiche Bienenwiese und rekultivieren ein Feuchtbiotop. Nicht zuletzt widmet sich Josef Heinzler einem Ehrenamt im Ortschaftsrat.

Unsere Produkte

Puten und Gänse in Naturland-Qualität

Am Geflügelhof Heinzler wachsen Puten und Gänse auf. Ihr Fleisch verkauft die Feneberg Lebensmittel GmbH in ihren Märkten unter dem Dach der regionalen Bio-Marke VonHier. Einige Gänse – und den selbst erzeugten Holunderblütensirup – vermarkten Heinzlers selbst.

Puten Kücken