Familie Moser aus Jengen-Weinhausen

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Alte Pflanze neu entdeckt

Das alte, ein wenig mystische Getreide hatte Familie Moser schon lange fasziniert. Doch sie kannten es nur aus den Erzählungen der Großmutter und aus Büchern. Wohl ein halbes Jahrhundert lang hatte niemand in ihrer Gegend mehr Dinkel angebaut. Dabei ist die Landschaft um Jengen, der kleinen Gemeinde nicht weit von Buchloe im Ostallgäu, stark vom Ackerbau geprägt.

 

Früher gehörte die robuste Pflanze in Schwaben zum Landschaftsbild. Erst im 20. Jahrhundert ging das Interesse an Dinkel zurück, der Weizen hielt vermehrt Einzug. Dinkel ist zwar sehr gesund, stellt aber hohe Ansprüche an den Boden und reagiert heikel auf Mineraldünger. Wegen seiner bis zu zwei Meter langen Halme bricht er leicht, vor allem bei Wind. Was seinen Abgang in der Mitte des letzten Jahrhunderts zusätzlich beschleunigte, ist der geringere Ertrag im Vergleich zum Weizen, mit dem er verwandt ist. Das alles hielt die Mosers nicht davon ab, das Getreide anzubauen und schließlich selbst zu verarbeiten.

Wie aus Kühen Körner wurden

Alles begann, als Hans und Marianne Moser 1980 vor der Entscheidung standen, was aus dem elterlichen Milchviehbetrieb werden sollte. Hans Moser bestritt zu dem Zeitpunkt als Elektromechaniker sein Leben. Mit der altersbedingten Aufgabe der Landwirtschaft durch die Schwiegereltern, bahnte sich jedoch ein ganz anderer Weg an.

 

Lange überlegte das Paar, ob und wie der Hof sich im Nebenerwerb bewahren ließe. Die Haltung von Milchkühen mochten die beiden nicht fortsetzen. So entschieden sich die beiden für den Ackerbau, den Hans Moser bereits im eigenen Elternhaus kennengelernt hatte. Wichtig dabei war ihnen ein rein ökologischer Anbau. Etwas anderes wäre für sie nie in Frage gekommen. Für das Ehepaar Moser stand fest: „Wir wollen natürliche, gesunde Lebensmittel erzeugen und die Umwelt schonen." 1981 säten sie den ersten Dinkel.

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Mit Nudeln in die Marktlücke

25 Jahre lang bestellten die Mosers ihre Äcker. Seit 2006 kümmert sich Sohn Tobias um die Landwirtschaft, denn Hans und Marianne Moser widmeten sich einer neuen Leidenschaft: Sie waren auf die Nudel gekommen. Wie es dazu kam? Nun, nachdem die beiden zunächst erfolgreich in Anbau und Vertrieb von Dinkel gestartet waren, stagnierte der Absatz. Denn während sich die Kunden das Backgetreide zu Beginn sackweise am Hof abholten, um sich daraus ihr Brot zu backen, kamen immer mehr Bio-Bäckereien auf, die fertige Vollkornprodukte anboten.

 

Also begannen die Mosers 1991 mit ersten Nudelversuchen, verarbeiteten also ihren Dinkel selbst. Die Kunden reagierten positiv und so investierte die Familie in eine Anlage zur Nudelherstellung. Die Direktvermarktung und der Absatz über Hof- und 

Modernes Familienunternehmen

Heute ist die „Dinkelnudeln Moser GmbH“ ein modernes Familienunternehmen, das sich dem Wandel der Zeit stetig anpasst und dabei auf Tradition, Natürlichkeit und Regionalität setzt. Zum Januar 2021 übernahm der 35-jährige Sohn Gerhard die Geschäfte. Hans und Marianne Moser arbeiten weiterhin im Betrieb mit und gaben zugleich nach vielen Jahren erfolgreicher Arbeit die Hauptverantwortung ab. Sohn Gerhard hat sich schon in den Jahren zuvor intensiv mit dem elterlichen Betrieb auseinandergesetzt: Als Entwicklungsingenieur bei der Firma Fendt reduzierte er Stück für Stück seine Arbeitszeit, um sich immer mehr ins Dinkelnudel-Geschäft hinein zu arbeiten. Dabei hat er eine klare Vorstellung: „Ich möchte natürlich den Betrieb so weiterführen, wie meine Eltern das gemacht haben“, sagt er und fügt schmunzelnd hinzu: „Sie haben das ja sehr gut gemacht.“ Erste Ideen zur schrittweisen Weiterentwicklung hat er bereits und möchte künftig noch stärker auf Nachhaltigkeit setzen, zum Beispiel durch die weitere Einführung von Papiertüten.

 

Der Familienbetrieb verfügt über eine hoch funktionelle Anlage, die der gelernte Elektromechaniker Hans Moser mit entwickelt hat. Sohn Gerhard tritt mit seinem technischen Hintergrund auch hier in die Fußstapfen des Vaters und übernimmt inzwischen tatkräftig die Wartung, Reparatur und Weiterentwicklung der Maschinen. Mit der Nudelmaschine können an einem Tag bis zu 1200 Kilogramm Dinkelmehl zu Hörnle, Spirelli, Fusilli und anderen Sorten verarbeitet werden. In all den Jahren hat sich die Produktion auf bis zu 35 Nudelsorten erweitert. Grundzutat ist immer der Dinkel, wobei die Mosers auf die Ursorte Oberkulmer Rotkorn schwören. Sie wächst in der Region und wurde nicht mit Weizen gekreuzt. Für die Vollkornnudeln wird der Dinkel erst kurz vor der Verarbeitung auf einer Steinmühle frisch gemahlen. Immerhin 25 Prozent macht die Produktion der Vollkornnudeln heute aus, der Rest sind hellere Sorten.

Naturkostläden liefen so gut, dass Hans schließlich doch seinen Hauptberuf aufgab und sich ausschließlich und mit großer Begeisterung um die Nudelherstellung kümmerte.

 

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