Familie Großmann-Neuhäusler aus Pasenbach

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Eine süße Seite des Bio-Landbaus

Auf ihrem ökologischen Ackerbaubetrieb im oberbayerischen Pasenbach bei Dachau kultivieren Mathias Großmann-Neuhäusler und sein Vater Peter seit 2014 Bio-Zuckerrüben. Zusätzlich zu Getreide und anderen klassischen Feldfrüchten wie Kartoffeln und Gemüse. Aus Karotten, Kohl, Gurken, Rote Beete, Sellerie oder Süßmais stellt ein Partnerbetrieb beispielsweise verschiedene Bio-Sauerkonserven her. Schon seit 1994 arbeitet die Familie streng nach ökologischen Richtlinien. Heute ist der Hof zertifiziert vom Verband "Biokreis" und in mehreren Firmen gegliedert.

Der Zuckerrübenanbau läuft unter der "Großmann Acker- und Gemüsebau GbR", in der Vater Peter seinen Sohn Mathias unterstützt. Für die Konservenproduktion musste früher Bio-Zucker zugekauft werden. "Dann haben wir mit der Feneberg Lebensmittel GmbH in Kempten einen Abnehmer für ökologisch angebaute Zuckerrüben gefunden und können nun auch unseren Partnerbetrieb mit eigenem Bio-Zucker für die Konserven beliefern", erklärt Mathias Großmann-Neuhäusler den "Hauptbeweggrund" für den Anbau einer weiteren Feldfrucht.

Zuckerrübenanbau ist vor allem Handarbeit

Der ökologische Anbau von Zuckerrüben ist mit sehr viel Handarbeit verbunden. Die Äcker dürfen nur mechanisch gejätet werden. Der Einsatz von synthetischen Pflanzenschutz- oder auch Düngemitteln ist ausgeschlossen. Mathias Großmann-Neuhäusler kalkuliert deshalb mit bis zu 200 Arbeitsstunden pro Hektar. Auf zehn Hektar seines Landes sät er im Frühjahr die Rüben aus. Von Mai bis Juni braucht er bis zu zehn Saisonhelfer, die zum Jäten mit der Handhacke ausrücken.

Der Zeitaufwand hängt vor allem vom Wetter ab. Die Witterung bestimmt, wie schnell das Unkraut gedeiht nach der Aussaat der Rüben. Solange deren Keimblätter noch im Boden stecken, werden unerwünschte Pflanzen auf dem Acker abgeflammt. Sind die Rüben ans Tageslicht gestoßen, ist das nicht mehr möglich. Nun wird zwischen den Saatreihen maschinell gejätet. Je nach Jahr kann dies bis zu fünf Mal nötig sein. Das Unkraut direkt an den Rüben muss von Hand ausgehackt werden, um die Feldfrüchte nicht zu beschädigen und ihnen den Konkurrenzdruck zu nehmen. Sind die Pflanzen groß genug gediehen, brauchen sie nur noch ausreichend Wasser für einen guten Ertrag.

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Wechselnder Anbau erhält die fruchtbaren Böden

Mit seinem Bio-Betrieb bewirtschaftet der Junior insgesamt 150 Hektar Land. Wichtig ist dabei der Fruchtwechsel auf den Äckern, wodurch Schädlinge kaum Chancen haben, sich auszubreiten. Die fruchtbaren Böden rund um Pasenbach laugen so außerdem weniger aus. "Ökologischer Ackerbau ist nicht nur Unkrautjäten von Hand", sagt Mathias Großmann-Neuhäusler. Mit Zuckerrüben kann er eine Fläche alle vier Jahre bebauen. Als Vorkultur wächst dort zunächst Getreide. Dann folgt als Zwischenfrucht etwa Kleegras, das den Boden lockert. Zudem bindet es Stickstoff aus der Luft und holt ihn ins Erdreich. Er ist für das Wachstum der Kulturpflanzen wichtig.

Weil der Hof keine eigene Maschine besitzt, um die Zuckerrüben aus dem Erdreich zu holen, ist die Ernte im September überbetrieblich organisiert. Beim Maschinenring steht eine Gemeinschaftsmaschine bereit, die sich mehrere Landwirte in der Region teilen. Gedüngt werden die Äcker vor allem im Frühjahr, wenn die Felder bestellt werden. Dabei hilft ein weiterer "Energiemix" vom eigenen Hof: Gärreste aus der Biogasanlage. Dieser organische Dünger ist reich an Nährstoffen wie Phosphor, Kali und Stickstoff, außerdem gut zu lagern und kann wie Gülle ausgebracht werden.

Nachhaltigkeit am Hof und im Dorf

Die Biogasanlage am Hof betreibt die Familie seit 2006. Sie steht für einen nachhaltigen Kreislauf, am Hof und im Dorf: Das Gas, das aus Kleegras und Mais vom eigenen Hof und von Kollegen, und außerdem aus Rindermist entsteht, speist ein Blockheizkraftwerk. Es liefert nicht nur Wärme fürs Wohnhaus. Auch mehrere Unternehmen im örtlichen Gewerbegebiet sind Abnehmer. Der dabei erzeugte Strom könnte fast die gesamte Gemeinde Vierkirchen versorgen, zu der Pasenbach gehört. Er wird – ebenso wie die Energie, die Photovoltaikanlagen auf den Hofdächern liefern – ins öffentliche Netz eingespeist.

Mathias Großmann-Neuhäusler hat in Weihenstephan Landwirtschaft mit dem Schwerpunkt Agrarökonomie studiert. Bei mehreren Praktika im ökologischen Landbau kam er weit in Deutschland herum: nach Sachsen, Norddeutschland, ins Rheinland. Seinen "Horizont" nach dem Studienabschluss 2010 erweitert hat er drei Monate lang in den USA. "Man muss schauen, dass man up-to-date bleibt", sagt der Familienvater. Deshalb müssen seine Frau und die zwei Kinder immer wieder auf ihn verzichten, wenn er Bio-Fachmessen oder Vorträge zur Weiterbildung besucht. Und außerdem, wenn er sich fürs Gemeinwohl in Pasenbach engagiert – politisch, in mehreren Vereinen und bei der Feuerwehr.

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Bio-Zucker aus von Hand gehegten Zuckerrüben

Mathias Großmann-Neuhäusler kultiviert auf einem Teil seiner Äcker Zuckerrüben. Abnehmer ist die Feneberg Lebensmittel GmbH in Kempten, die sie in einer ökologisch arbeitenden Zuckerraffinerie weiterverarbeiten lässt. In den Feneberg-Filialen wird der Bio-Speisezucker unter der regionalen Marke "VonHier" angeboten.