VonHier-Gemüse
Von Stuttgart an den Bodensee
Unser Hof liegt am Rand von Mittelstenweiler, einem Ort, der zur Gemeinde Salem gehört. Gleich hinterm Haus öffnet sich der Blick weit über die badische Landschaft; an schönen Tagen schauen wir leicht bis zum rund zehn Kilometer entfernten Bodensee. Als ich, Rolf Günther, 1987 von Stuttgart weg bin, fand ich hier das passende neue Zuhause für meinen Demeter-Betrieb.
Schon mein Vater widmete sich der ökologischen Landwirtschaft. Was er aufgebaut hatte und seit 1955 als Demeter-Bauer bewegte, das wollte ich auf keinen Fall aufgeben. So trat ich in seine Fußstapfen. Auch ich wollte meinen Beitrag leisten, die Welt etwas besser zu machen und Lebensgrundlagen zu erhalten; Bio entspricht meiner inneren Überzeugung. Weil aber unser Standort in Stuttgart nicht genügend Entwicklungsmöglichkeiten bot, suchte ich ein neues Zuhause.
Beständig in Veränderung
Anfangs betrieben meine Frau Gisela und ich am neuen Hof Milchviehhaltung. Doch seit dem Jahr 2000 bauen wir Gemüse an und halten einige Rinder zur Mast. Noch heute, obwohl wir seit über zwei Jahrzehnten in Spießhalden sind, beherrscht eher Änderung als Routine unseren Alltag. Der Grund: Mein Sohn Sebastian lebt mit seiner Frau Miriam und Töchterchen Lia mit am Hof und wird später zusammen mit Matthias Nardo unsere Arbeit fortsetzen. Gemeinsam haben sie noch einen Hof dazu gepachtet: mit 50 Milchkühen und 50 Rindern zur Nachzucht. Natürlich setzen die zwei wie wir ganz auf ökologische Landwirtschaft. Der neue Hof ist zur Zeit in Umstellung. Nach der Umstellung von 3 Jahren verschmelzen die zwei Betriebe zu einem einzigen von dann 110 Hektar.
Durch die Rinderhaltung an unseren Betrieben fällt genügend Dung und Gülle an, die wir für die Äcker brauchen, um Böden und Pflanzen gut mit Nährstoffen zu versorgen. Und was die zwei jungen Betriebsleiter nicht als Grünland für ihre Tiere nutzen, steht dann als weitere Ackerfläche zur Erweiterung unseres Gemüsebaus zur Verfügung.
Die Böden für den Blumenkohl
Die Felder bestellen wir mit wechselnden Fruchtfolgen. Das schützt die Böden vor dem Auslaugen, weil jede Pflanze andere Ansprüche hat und der Erde andere Stoffe entzieht. Das Wechseln verhindert außerdem, dass Schädlinge oder Krankheiten leichtes Spiel haben und sich ausbreiten. Da wir im Öko-Landbau nicht mit chemisch-synthetischen Spritz- und Düngemitteln arbeiten, spielen diese Anbau-Methoden für uns eine große Rolle. Daneben sind Erfahrung und Feingefühl gefragt. Und natürlich Handarbeit: beim Unkraut jäten, der Pflanzenpflege und anderem mehr.
Derzeit bauen wir Getreide an, ebenso Blumenkohl, Broccoli, Salate und Wirsing. Wenn eine Ernte durch ist, folgt oft eine Saison mit Kleegras. Dieses Gemenge aus verschiedenen Gras- und Kleesorten führt dem Boden Stickstoff zu, denn am Klee leben Knöllchenbakterien, die das Element aus der Luft binden. Um die zehn Hektar nutzen wir als Grünland, von wo wir das Futter für die Mastrinder gewinnen und wo sie in der warmen Jahreszeit weiden können.
Große und kleine Helfer
Bei der Arbeit unterstützen uns ein Gehilfe, ein Mitarbeiter und je nach Bedarf einige Aushilfen. Oft kommen auch Praktikanten, um hier einen Einblick in den biologisch-dynamischen Landbau zu gewinnen. Selbstverständlich bilden wir auch aus. – Und wer nur eine kurze Übersicht möchte, der kommt zur Hofführung. So machen es öfter Besuchergruppen, Kollegen, interessierte Verbraucher und manchmal eine Schule oder ein Kindergarten.
Gerade Außenstehende staunen oft über die Vielseitigkeit unseres Betriebes. Da geht es nicht nur um Acker und Rinder oder um den Umweltschutz, den wir allein durch unsere Arbeit leben. Es geht genauso um die Landschaft, die wir gestalten und in der wir leben. Überall hier am Spießhaldenhof wachsen Hecken, einzelne Obstbäume, Sträucher und Waldflecken. Wir lieben die Vielfalt und wir brauchen sie auch, denn sie macht unsere Kulturpflanzen weniger anfällig. Zugleich beherbergt sie zahlreiche Vögel und Insekten, die von Natur her Feind so mancher Schädlinge sind.
Wärme aus eigenem Wald
Die Umwelt zu schützen heißt natürlich ebenso, bedacht mit der Energie umzugehen. Deshalb haben wir eine Hackschnitzel-Heizung installiert, die sowohl unser Wohnhaus mit Wärme versorgt, als auch das Wohngebäude gegenüber, wo unter anderem Sebastian mit seiner Familie wohnt. Das Holz dafür ernten wir in unserem eigenen, rund 3,5 Hektar großen Wald. Abgesehen davon haben wir Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern von Stall und Wirtschaftsgebäude installiert und erzeugen so Strom, der das öffentliche Netz mit speist.
Für Hobbys haben wir momentan wenig Zeit: Wir bestellen unseren Bauerngarten hinterm Haus und pflegen die Obstbäume. Sebastian engagiert sich ehrenamtlich als Gemeinderat in Salem.