Fairtrade

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Was ist Fairtrade?

Fairtrade gehört zu den bekanntesten Nachhaltigkeitssiegeln, das System dahinter verändert den globalen Handel und verbindet Kleinbauernkooperativen und Arbeiter*innen im globalen Süden mit Unternehmen und Konsument*innen im Norden. Erzeuger*innen erhalten stabile Mindestpreise für ihre Rohstoffe wie Kaffee, Kakao, Tee, Zucker oder Baumwolle und außerdem Prämien für Gemeinschaftsprojekte – die Produzent*innen entscheiden dabei selbst, wie das Geld investiert wird. Fairtrade verbessert so die die Lebens- und Arbeitsbedingungen von Kleinbäuerinnen, Kleinbauern sowie Beschäftigten auf Plantagen und ihrer Familien im globalen Süden. 

Was macht Fairtrade besonders? 

Die Produzent*innen profitieren nicht nur vom Fairtrade-System und seinen Standards zum Klimaschutz, dem Verbot von ausbeuterischer Kinderarbeit und mehr –  sie bestimmen diese auch selbst mit. Als Mitglieder der Produzentennetzwerke in Afrika, Asien und Lateinamerika verfügen sie über 50 % der Stimmen in der Fairtrade-Generalversammlung und können so alle Entscheidungen mitgestalten. 

 Rund 1,7 Millionen Bäuerinnen und Bauern sowie Arbeiterinnen und Arbeiter auf Plantagen aus 72 Anbauländern sind derzeit am Fairtrade-System beteiligt. Fairtrade ermöglicht es Produzentinnen und Produzenten aus Afrika, Asien und Lateinamerika, zu einer einflussreichen Kraft für Veränderungen in ihrem Umfeld zu werden und selbstbestimmt ihre Zukunft zu gestalten. Zudem stützt Fairtrade sich auf eine breite zivilgesellschaftliche Basis. 

Was bedeuten die Fairtrade-Siegel?

Das Fairtrade-Siegel kennzeichnet Waren, die aus fairem Handel stammen und bei deren Herstellung bestimmte soziale, ökologische und ökonomische Kriterien eingehalten wurden. Dies wird von der unabhängigen Zertifizierungsgesellschaft FLOCERT kontrolliert. Unterschieden wird dabei zwischen dem schwarzen Produkt- und dem weißen Rohstoff-Siegel: Während beim Produkt-Siegel alle Rohstoffe, die derzeit Fairtrade-zertifiziert gehandelt werden, auch zertifiziert sein müssen, sind bei Rohstoff-Siegel lediglich ausgewählte Rohstoff fair gehandelt und entsprechend ausgezeichnet. Das Rohstoff-Modell ermöglicht es den Erzeuger*innen dieser Rohstoffe, mehr Rohware zu Fairtrade-Konditionen abzusetzen und so noch mehr von den Vorzügen des Fairtrade-Systems zu profitieren. 

 

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Unsere Fairtrade-Produkte:

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Rosen

Die Nachfrage nach Blumen, insbesondere Rosen, ist hoch und kann nicht durch heimischen Anbau befriedigt werden – Schnittblumen müssen häufig importiert werden. Für viele Länder im globalen Süden spielt daher die Blumen- und Pflanzenindustrie eine immer bedeutendere Rolle, sie bietet tausenden Menschen einen Arbeitsplatz. Doch leider sind die Arbeitsbedingungen auf den Blumen- und Pflanzenfarmen oft schlecht, die Löhne sind niedrig und der hohe Einsatz von zum Teil hochgiftigen Pflanzenschutzmitteln schadet den Arbeiter*innen und der Umwelt. 

Auf Fairtrade-zertifizierten Blumen- und Pflanzenfarmen in Kenia, Äthiopien, Uganda, Simbabwe, Ecuador, Sri Lanka und Sambia werden die Blumen nach klar definierten sozialen und ökologischen Standards gezüchtet. Fairtrade hat das Ziel, die Arbeits- und Lebensbedingungen der Beschäftigten zu verbessern. Dazu gehören feste Arbeitsverträge, Versammlungs- und Gewerkschaftsfreiheit, Mutterschutz sowie Schutz vor geschlechtsspezifischer Diskriminierung und Gewalt, klare Arbeitszeitregelungen, Schutzkleidung und Trainings zum sicheren Umgang mit Chemikalien. Frauen machen ungefähr die Hälfte der Beschäftigten auf Blumen- und Pflanzenfarmen aus. Sie sind als Pflückerinnen oder in den Verpackungshallen tätig. Fairtrade unterstützt Arbeiterinnen aktiv darin, Führungspositionen anzunehmen, und trägt damit einen Teil zu mehr Geschlechtergerechtigkeit bei. 

Zucker

Zuckerrohr ist eine weltweit wichtige Nutzpflanze, aus ihr werden ungefähr 80% des global konsumierten Zuckers gewonnen. Doch Kleinbauernfamilien in Afrika, Asien und Lateinamerika leben oft in Armut und können ihre Produktionskosten nur selten abdecken. Schwankende Weltmarktpreise und staatliche Subventionen für große Zuckerproduzenten wie Brasilien, Mexiko und Thailand erschweren die Situation der Kleinbäuer*innen. Die Zuckerrohrbäuer*innen sind zudem von den veränderten klimatischen Bedingungen wie unvorhersehbaren Düren und schweren Regenfälle betroffen. Fairtrade arbeitet deswegen explizit mit diesen kleinbäuerlichen Familien zusammen, um ihren Zugang zu den Weltmärkten zu erweitern und neue Absatzmöglichkeiten zu finden. Die Fairtrade-Prämie, die die Produzent*innen bei Fairtrade-Verkäufen bekommen, können sie selbstbestimmt etwa in Klimaanpassungsprojekte investieren.

Nicht immer ist es möglich, zertifizierten Rohrzucker in jeder Phase der Produktion von nicht-Zertifiziertem getrennt weiter zu verarbeiten und zu handeln. Als entwicklungspolitisches Instrument der Armutsbekämpfung ist deswegen laut Fairtrade-Standards auch die indirekte Rückverfolgbarkeit erlaubt: Zuckerrohr wird von Fairtrade-Erzeuger*innen geerntet und kann bereits am Produktionsort im globalen Süden oder während des Verarbeitungsprozesses im globalen Norden mit nicht-zertifiziertem Rohrzucker gemischt werden. Dieser so genannte Mengenausgleich stellt sicher: Die eingekaufte und verkaufte Menge an Fairtrade-Produkten in der gesamten Lieferkette muss sich entsprechen. 

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Bananen

Bananen sind das meistkonsumierte Frischobst der Welt, doch auf großen Bananenplantagen herrschen zum Teil katastrophale Arbeitsbedingungen. Hinzu kommt: Bananen sind „Pestizid-Weltmeister“. Die Verwendung von Pflanzenschutzmitteln birgt große Risiken für Mensch und Natur, wie zum Beispiel gesundheitliche Schäden oder Verlust der Biodiversität. Zudem tobt im deutschen Markt einen Preiskrieg um die Banane, der auf die Einkommen der Produzent*innen drückt.

Fairtrade unterstützt die Arbeiterinnen und Arbeiter auf den Bananenplantagen und setzt sich gleichzeitig auch für Kleinbauernfamilien ein. Beschäftige auf Fairtrade-Bananenplantagen haben das Recht, sich zu organisieren und gewerkschaftlich tätig zu werden. Zudem profitieren Arbeiter*innen sowie Kleinbäuer*innen von den Fairtrade-Standards, den Prämien und dem Mindestpreis, den Fairtrade 2021 erneut erhöht hat, um den gestiegenen Herausforderungen zu begegnen. Mit der Überarbeitung des Standards zu lohnabhängiger Beschäftigung wurden Lohnzahlungen in Höhe von zunächst mindestens 70 Prozent des existenzsichernden Lohns verbindlich vereinbart.

Mit Fairtrade zu besserer Schuldbildung und höheren Erträgen: Die Erfolgsgeschichte einer Bananen-Kooperative aus Peru

90 Kleinbauernfamilien gehören zur Fairtrade-zertifizierten Kooperative APPBOM, gelegen im peruanischen Ort Montenegro. Durchschnittlich bewirtschaftet jede Familie 1,18 Hektar mit Fairtrade-Biobananen, insgesamt kommt die Kooperative auf 105,80 Hektar Land. Die Produktion von und der Handel mit den Bananen ist eine stabile Einkommensquelle – nicht nur für die Kleinbäuerinnen und Kleinbauern und ihre Familien selbst, sondern auch für die 47 Arbeiter*innen, die für die Kooperative tätig sind. 

Ökologische Verbesserungen: Wasserversorgung und Müllabfuhr

Mit den Prämien-Einnahmen aus 2019 konnte die Kooperative eine eigene Müllabfuhr etablieren. Anders als in Deutschland werden in Peru Abfälle in ländlichen Gebieten nämlich nicht von der Regierung oder von den Gemeinden eingesammelt. Mit Fairtrade als Partner wurde nicht nur die Abfallwirtschaft in der Gemeinde nachhaltig verbessert, sondern auch für eine sauberere Umwelt sowie einer höheren Lebensqualität für die gesamte Bevölkerung der Gegend gesorgt. 

Auch die Wasserversorgung der Gemeinde konnte mithilfe der Fairtrade-Prämien optimiert werden. Jahrelang musste die Kooperative Tankwagen anmieten, um das Wasser, das zum Reinigen der Bananen benötigt wird, von weit entfernten Wasserquellen zu holen. Um dieses Problem lösen und die Trinkwasserversorgung für die Bevölkerung sicherzustellen, wurde ein Wassersystem gebaut, das Wasser von Hauptbrunnen zu den Standorten der dezentralen Verpackungszentren transportiert. In naher Zukunft soll auch das Bewässerungssystem der Bananenplantagen ausgebaut werden, um besser gegen Dürreperioden gewappnet zu sein.

Soziales Engagement: Fonds für Gesundheit und Bildung 

Dank Fairtrade-Prämienzahlungen konnte die APPBOM-Kooperative Probleme im regionalen Gesundheitssystem angehen. Die nächstgelegene Gesundheitseinrichtung Montenegros befindet sich im 6 Kilometer entfernten Dorf Huangalá und verfügt nur über eine Krankenschwester, eine Geburtshelferin sowie einem Arzt, der lediglich an zwei Tagen in der Woche vor Ort ist und weder Diagnosedienste noch Medikamente anbietet – es mangelt also schon lange an einem Zugang zu effektiver, medizinischer Versorgung. Schon vor dem Jahr 2020 war die Situation angespannt, durch den Ausbruch der Covid-19-Pandemie hat sich die Problematik noch weiter zugespitzt. Um die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen, hat die Kooperative vorrangig in zwei soziale Fonds investiert: einen Gesundheitsfond, der Familien von Kranken finanziell unterstützt, und einen Bestattungsfonds, der Familien von Verstorbenen in diesen schwierigen Zeiten hilft. 

Außerdem besteht aufgrund des hohen Armutsniveaus in den ländlichen Gemeinden nach wie vor ein hohes Risiko für Unterernährung. Durch die Covid-Krise hat sich diese Situation noch verschlimmert, da Preise für Nahrungsmittel erheblich gestiegen sind. Quarantänen und Verkehrsbeschränkungen schränken den Zugang der Gemeinden zu lokalen Lebensmittelmärkten zusätzlich ein. Daher investiert APPBOM einen Teil der Prämienzahlungen aus dem Jahr 2020 in den Kauf Lebensmittelkörben für Familien.

Das peruanische Bildungssystem stellt eine weitere Schwierigkeit da, es weist erhebliche Qualitätsmängel im Unterricht auf. Beim internationalen PISA-Test landete das Land auf Platz 64 von 77 Teilnehmern. Die Schule in Montenegro verfügt nicht über genügend Klassenräume, um alle Kinder und Jugendlichen zu unterrichten. Daher investierte die Kooperative in den Bau eines Klassenraums. Aufgrund der Covid19-Krise mussten die Familien jedoch die Ausbildung der Mädchen, Jungen und Jugendlichen trotz unzureichender Telekommunikationsinfrastruktur und eingeschränktem Internetzugang mit großer Bandbreite aus der Ferne fortsetzen. Daher verwendete der Verein Prämiengelder für die Errichtung eines Bildungsfonds für die Familien von Kleinbäuer*innen und Arbeiter*innen. So konnte dazu beigetragen werden, dass die Bauern- und Arbeiterfamilien ihren Kindern und Jugendlichen trotz Pandemie, Quarantäne und Einschränkungen eine bessere Ausbildung ermöglichen können.

Wirtschaftliche Auswirkungen: Arbeitssicherheit und Abfallreduktion

Die Gesundheit und Sicherheit der Arbeitnehmer*innen am Arbeitsplatz ist für die Kooperative ein besonders wichtiges Thema – umso mehr nach dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie. Angesichts dieser hat die Kooperative Prämiengeld dafür verwendet, Schutz- und Biosicherheitsausrüstungen für die Arbeiter*innen anzuschaffen.

Auch eine Optimierung des Ertrags stand im Fokus der Investitionen der Fairtrade-Prämie – mehr verkaufsfähige Ernte bedeutet schließlich mehr Geld für die Mitglieder. Einer der Hauptgründe für die Entsorgung und den Abfall von Bananen sind Flecken und Defekte auf der Schale, die nur ästhetisch sind, verursacht durch Insektenstiche. Die Qualität der Früchte im Inneren bleibt davon unberührt, dennoch werden viele dieser Bananen auf den Märkten aufgrund dieser optischen Mängel nicht akzeptiert. Um dies zu vermeiden, wurden Plastikabdeckungen angeschafft, die in der Wachstumszeit um die Bananenstauden herum befestigt werden und dabei helfen, die Insektenschäden zu minimieren. So konnte der Ernteertrag maximiert werden.