Dem Himmel ein Stück näher

Zum Thema

Ein Besuch auf der Ostler Hütte im Winter: Ein Erlebnis voll uriger Gemütlichkeit, mystischen Momenten und einer Ruhe, die man im Tal oft vergebens sucht.

Denken wir an Hüttenwanderungen, dann doch meist an Tage zwischen Juni und September, wenn das Vieh auf den Alpwiesen grast, Kräuter und Wildblumen blühen und wir uns nach einer anstrengenden Wanderung darauf freuen, uns an einer Alpe zu erfrischen. Im Herbst, wenn das Vieh dann ins Tal kommt, schließen viele Hütten und die Bergwelt bereitet sich auf den winterlichen Skibetrieb vor. Doch so manche Hütte bleibt offen und ein Besuch lohnt sich, denn im Winter ist die Stimmung auf den Hütten eine ganz andere, eine ganz besondere.

Genau diese Stimmung möchten wir erleben

Zum Thema

An einem sonnigen Januartag machen wir uns auf den Weg von Pfronten zur Ostler Hütte. In den 1920er Jahren erbaut und auf 1838 Metern gelegen, gehört die Hütte besonders im Sommer zu den beliebtesten Ausflugszielen im Pfrontner Tal. An schönen Sommertagen drängeln sich hier schon einmal ein paar hundert Besucher pro Tag. Im Winter jedoch sieht es deutlich anders aus und genau diese Stimmung möchten wir erleben.

PREISHIT

Ein Wintertag wie im Katalog

Die Bilder, die sich uns bieten, während wir mit Schneeschuhen durch die weiß-pulverige Kälte stapfen, taugen allesamt als Postkartenmotive. Fichten, deren Äste sich unter dicken Schneekissen durchbiegen und ein metallisch blauer Himmel. Sobald man nur kurz in Richtung Sonne schaut, muss man sich die Hände über die Augen halten, um nicht vom gleißenden Licht geblendet zu werden. Ein Wintertag in den Bergen, wie im Katalog. Während die Skitourengeher wortlos an uns vorbeiziehen, genießen wir den langsamen Aufstieg zur Ostler Hütte. In Serpentinen schreiten wir langsam den Berg hinauf.

Es ist die Ruhe, die Auffällt

Dann ist es geschafft. Es ist Nachmittag. Die Sonne verabschiedet sich in Richtung Westen und wirft dabei goldgelbe Schleier über die Gipfel. In der Ostler Hütte sitzt eine Gruppe Skifahrer. Ansonsten ist der Gastraum leer. Hüttenwirtin Andrea begrüßt uns freundlich und einen kurzen Moment später steht die erste Halbe vor uns auf dem Tisch. Es ist schwer zu glauben, dass sich in diesen Räumlichkeiten im Sommer etliche Tagestouristen treffen, denn heute ist es die Ruhe, die als erstes auffällt. Niemand eilt mit Armen voller Tellern auf die Terrasse, niemand ruft seine Bestellung in Richtung Bar und die Tür zum Gastraum öffnet sich auch nicht im Sekundentakt. Stattdessen eine entspan- nende Gelassenheit und ein Blick über das schier endlos scheinende Gipfelmeer fast bis zu den Schweizer Alpen.

In einer Zeit vor der Elektrifizierung

Nach einer Riesenportion hausgemachter Kässpatzen zieht sich unsere Gruppe in eine Ecke der Hütte zurück. Mittlerweile sind die letzten Sonnenstrahlen hinter den Bergen verschwunden und die Hütte liegt im Dunkeln. Die Skifahrer haben sich inzwischen verabschiedet und die Wirtin hat die großen Lichter ausgeschaltet. Im Schein der Tischlampe sitzen wir auf fellüberzogenen Bänken und blicken durch die Fenster auf die Bergkette im Tannheimer Tal, die sich wie ein Scherenschnitt vom tintenblauen Abendhimmel abhebt. Die Stimmung hat etwas Magisches. In dieser Situation können wir uns gut vorstellen, wie es damals, lange vor Elektrifizierung, Handy und Internet, hier oben in den Berghütten gewesen sein muss. Und so reden wir und leeren dabei die ein oder andere Halbe.

Ein gemütliches Zirbenholzbett

Es ist kurz vor Mitternacht und wir beschließen, schlafen zu gehen. Doch wir schlafen nicht im Lager auf der Hütte, sondern in den sogenannten „Ostler-Suites“. Das sind Zimmer, die einem Hotelzimmer im Tal kaum nachstehen. Ein großes, gemütliches Etagenbett aus Zirbenholz, ein eigenes stilvolles Bad mit Dusche und WC und große Panoramafenster, durch die man auf das Pfrontener Tal und das Alpenvorland blickt. Für einen kurzen Moment stehen wir vor den Zimmern und blicken hinunter ins Tal, wo die Lichter Pfrontens orangerot in die Nacht leuchten. Dann ist es Zeit zum Schlafen.

Ein unvergessliches Erlebnis

Am nächsten Morgen sind wir alle schon vor Sonnenaufgang wach. Niemand möchte den Moment verpassen, wenn die Sonne über Tegelberg und Säuling aufsteigt. Gespannt warten wir am Gipfelkreuz des Breitenbergs und dann ist es soweit. Orangerot schieben sich die ersten Sonnenstrahlen über die Bergsättel im Osten. Wir dürfen ein Farbspektakel erleben, das auf den großen, weißen Flächen seinen ganz besonderen Reiz entfaltet. Schon für diesen Moment hat sich das Kommen gelohnt. Anschließend erwartet uns Andrea mit einem üppigen Frühstück. So gestärkt geht es entlang der Skipisten zurück zur Bergstation der Breitenbergbahn. Ein letzter Blick zurück zur Ostler Hütte, die oben am Gipfel thront. Dann geht es wieder ins Tal zurück. Die Erkenntnis bleibt, dass eine Hüttenübernachtung im Winter ein unvergessliches Erlebnis ist.